Stefanje Weinmayr M.A.

Geboren 1969 in Piratuba/Brasilien
Studium der Kunstgeschichte, europäische
Ethnologie und Germanistik in Regensburg
und Hamburg.
1994 Magister Artium.
1995 bis 1997 wissenschaftliche Betreuung
der Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung, seit
1997 Aufbau und Leitung des Skulpturenmuseums
im Hofberg, Landshut.
Umfangreiche Kuratorentätigkeit mit einem
Schwerpunkt auf zeitgenössischer Skulptur
und Malerei

 

Mag. Art. Josef Brescher

Geboren 1962 in Ried i. l. Österreich
Studium der Gestaltungslehre
an der Hochschule für Angewandte Kunst
in Wien.
Leitung des EU-Kulturprojektes KREIS.
Künstlerischer Leiter des KUNST TEAM
und künstlerische Zusammenarbeit mit
dem PAITING CENTER NEW YORK
Arthur Bach

Freier Kulturjournalist, Bonn
Harry Zdera

Geboren 1959 in Kemnath
Abschluss als Fotograf an der Schule
für Fotografie in München.
Portraitfotograf in einem Landshuter
Fotostudio. Selbstständig als freier
Fotograf in den Bereichen Kunst, Industrie,
Werbung, Mode, Portrait, Reportage.

 

Prof. Dr. Joachim Kallinich

Geboren 1940 in Rohrlach/Schlesien
Lehramtsstuhl an der PH Reutlingen,
Lehrer und Lehrbeauftragter.
Studium der Empirischen Kulturwissenschaft,
Pädagogik und Kunstgeschichte in Tübingen.
Promotion.
Freier wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem
Architekturbüro. Museumspädagogischer
Mitarbeiter am Württembergischen Landesmuseum
Stuttgart. Konservator am Landesmuseum
für Technik und Arbeit, Mannheim.
1996 bis 2007 Direktor des Museums für
Kommunikation Berlin.
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Auszug aus dem Buch „Stephan Quenkert - Von den Sachen zum Bild und zurück“

... Ein deutlicher Anknüpfungs- und Bezugspunkt für Quenkert ist eine bislang unabgeschlossene
Phase der Kunstgeschichte: das (hier wörtlich zu nehmende) Phänomen der konkreten Kunst. Dabei
hat er sich - bei allen Rückbezügen - in wichtigen Punkten vom Thesendiktat des vor fast 90 Jahren
formulierten Manifest der konkreten Kunst beeindruckend emanzipiert.
Methodisches Arbeiten ist in streng festgelegten Schritten, das Wesen der Geometrie sowie das
geistig konzeptionelle Reagieren auf wechselnde visuelle Begegnungen verbindet Quenkert mit den
Konkreten. Auf diese Weise löst er sich er sich vom Gebot der anregungsfreien Entstehung und
verweist auf die Bezüge des Werks in der Wirklichkeit, verankert das Instrumentarium der konkreten
Kunst in der realen Dingwelt.
Die Protagonisten der konkreten Kunst von Paul Lohse über Max Bill bis zu Marcel Wyss und Add
Dekker entwickelten vielfältige Strömungen und prägende Schwerpunkte, die sich unter Begriffen wie
Systematik, Progression, Kinetik subsummieren lassen. Ihnen allen gemein ist dabei die
Kommunikation mit anderen Künsten.
Beeinflussungen und Grenzüberschreitungen zwischen der konkreten Kunst, dem Bauhaus und eben
dem darin wurzelnden Industriedesign waren und sind nicht zufällig, sondern Konzept. Der
selbstverständliche, aber ungezwungene Umgang mit diesen Gestaltungslehren wird von Stephan
Quenkert im Sinne Max Bills gesehen: „Die Kunst verhält sich im Design wie in der Wissenschaft die
Grundlagenforschung der Technik.“
Eugen Gomringer, der Begründer der konkreten Poesie, formulierte in den 60er-Jahren, dass die
Zusammenarbeit mit einem „Gestalter“, der mit anderen Mitteln arbeite, den Zugang zu neuen
Lösungen ermögliche.
Eben diesen „Kunstgriff“ nutzt Stephan Quenkert für sich, indem er seine Gestaltungselemente in
Anzahl, Form und Farbe durch die Bilder oder vielmehr die „Abbilder“ von Harry Zdera in einem
gewissen Grad vorbestimmen lässt und diese Einschränkung der gestalterischen Autonomie als
künstlerische Möglichkeit begreift. Durch diese Auswahl aus der unerschöpflichen Anzahl visueller
Reize bleibt er bewusst in der Funktion des auf künstlerischer Ebene Reagierenden.
Im Unterschied zu anderen offenbart er auch diesen Aspekt seiner Arbeit als werkimmanent, nennt
nicht nur den Urheber der Abbildung, sondern integriert diese in sein Gesamtkonzept. So ist der
Umgang mit den visuellen Quellen seiner Objekte - die Sichtbarmachung von wesentlichen Teilen
des Bezugssystems - als zum Werk gehörend zu verstehen.....
Dr. phil. Lambert Wiesing

Geboren 1963 in Ahlen
Studium der Philosophie, Kunstgeschichte
und Archäologie in Münster.
1987 Magister Artium, 1989 Promotion,
1996 Habilitation in Philosophie.
Von 1993 bis 1999 Vizepräsident der
„Deutschen Gesellschaft für Ästhetik“
Vertretungsprofessuren für Theoretische
Philosophie und Geschichte der Philosophie
an den Universitäten Bamberg und Jena.
Seit 2001 Professur für Vergleichende
Bildtheorie an der Universität Jena.
Seit 2002 wieder Vizepräsident der
„Deutschen Gesellschaft für Ästhetik“.
Seit 2005 Präsident
der „Deutschen Gesellschaft für Ästhetik“

 

Auszug aus dem Buch „Stephan Quenkert – Von den Sachen zum Bild und zurück“

... Der Künstler schafft traditionellerweise Bilder, die auf die Welt bezogen werden und nicht Objekte,
die sich auf Bilder beziehen lassen. Vielleicht, weil man diesen Rückweg fälschlicherweise für
eindeutig und damit für nicht kunstfähig erachtet hat. Es scheint sich in der Tat eine Situation zu
wiederholen: So wie einst die Fotografie kein kunstfähiges Medium war, weil der Weg vom Objekt
zum Foto als ein eindeutiger, von der Natur determinierter Weg angesehen wurde; so bedurfte es der
Kunst, um sich zeigen zu lassen, dass dieser Weg eben keineswegs eindeutig ist - doch genau einer
solchen Kunst bedarf auch der Rückweg. Wie immer man zu den konkreten Skulpturen von Quenkert
steht, ob man sie mag oder nicht, ob man sie schön oder langweilig findet, die in Ihnen vorhandene
Thematisierung der Relation vom Bild zum Objekt ist davon vollkommen unberührt. Die
Aufgabenstellung allein, nämlich „Wie können Objekte zum Bild geschaffen werden?“, ist großartig.
Die Skulptur wird als ein kunstfähiges Medium in einem neuen Sinn entdeckt: Nicht als Interpretation
der Welt, sondern als Interpretation dessen, worauf sich das, was man in einem Bild sieht, beziehen
lässt. Die Arbeiten von Quenkert interpretieren nicht Objekte in der Welt, sondern sichtbare Objekte
in Bildern, was aber eben nur deutlich wird, wenn alle drei Objekte wie in der Ausstellung
nebeneinander gestellt werden: Das Objekt der Sammlung, das gezeigte Bildobjekt der Fotografie
und die Arbeit von Quenkert - wobei es schwierig oder vielleicht aus müßig ist, die Frage zu
beantworten, ob die Arbeit von Quenkert aus den drei Objekten oder nur aus dem einen, von ihm
geschaffenen besteht. Entscheidend ist einzig, dass die interpretatorische Leistung in den Skulpturen
eine Interpretation eines Bildobjektes ist. Auch der Weg vom Bild zum Objekt, die so genannte
Bezugnahme, ist ein Weg, der durch Verwendung und Interpretation des Bildes entsteht. Wenn man
bedenkt, dass in der modernen Industriegesellschaft ein Großteil der menschlichen Kommunikation
mittels Bildern geschieht, welche dazu verwendet werden, um sich auf reale Objekte in der Welt zu
beziehen, dann dürfte kaum ein anderes künstlerisches Werk in einem Museum für Kommunikation
passender sein. Quenkert zeigt mit seinen Skulpturen, dass der Weg vom Bild zu den Sachen, also
die alltägliche Bezugnahme mit Fotografien auf Objekte in der Welt, nicht durch die kausale
Entstehung der Fotografie festgelegt ist - wie man oft hören kann. Dies scheint mir die Quintessenz
der Arbeit von Quenkert zu sein: Kausalität kann nicht in Bezugnahme übersetzt werden. Die
Bedeutung dieser Erkenntnis kann für ein Zeitalter der Bildkommunikation kaum überschätzt
werden...
Auszug aus dem Buch „Stephan Quenkert - Von den Sachen zum Bild und zurück“

...Doch Stephan Quenkert geht noch einen Schritt weiter: Er stiftet an zur Kommunikation zwischen
den Künsten der Architektur, der Fotografie und der bildenden Kunst. Er setzt sie in Beziehung
zueinander und zwar so, dass nicht eine didaktische Abstraktionskette entsteht, sondern ein
raffiniertes Wechselspiel zwischen den Künsten. Details werden aufgegriffen, fotografisch sichtbar
gemacht, in Formen, Farben, Oberflächen, in Spiegelungen und Durchblicken, in raumgreifende und
raumöffnende Formen umgesetzt.
Der Blick des Betrachters springt von Details der Architektur zur Fotografie oder zum Kunstwerk und
zurück zur Fotografie oder zur Architektur. In diesem spielerischen Dialog verweisen die Künste
aufeinander, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Architektur und Ausstellung, die fotografische
Perspektive und die künstlerische Auseinandersetzung von Stephan Quenkert, bilden so ein
räumliches und kommunikatives Arrangement, das die Betrachter zum Entdecken einlädt, sie
neugierig macht, das Staunen erregt, überraschende Eindrücke gewinnen lässt und das „bewusste
Sehen“ fordert und fördert.
Auf die Frage zum Kunstprojekt mit Stephan Quenkert „Erlebter Raum-abstrakte Kunstform“

„Die Zusammenarbeit mit Künstlern verschiedener Disziplinen hat Auswirkung auf die eigene Arbeit.
Was hat dieses Projekt dem Fotografen an neuen Fragestellungen geliefert?“

Ich denke, dass mir dieses Projekt eher Antworten als Fragen geliefert hat. Die Zusammenarbeit mit
Stephan Quenkert im vorliegenden Kunstprojekt hat meine Einstellung zur Fotografie erneuert, hat
mir den kommunikativen Aspekt meines Mediums auf eine neue Art und Weise vor Augen geführt.
Die Initialzündung eines künstlerischen Schaffensvorgangs zu sein, der sich über die
unterschiedlichsten Ebenen direkt bis zum Betrachter fortsetzt , war in dieser Form für mich eine
vollkommen neue Erfahrung, die man auf diese Art nur im kreativen Dialog während eines solchen
Werkprozesses machen kann. Manchmal braucht man Anstöße von anderen Kreativen, um neue
Facetten seines Mediums zu entdecken.
Vorwort zur Ausstellung Kunst in der Regierung von Niederbayern 2004

Stephan Quenkert, den man bei einem Blick auf seine künstlerischen Interessensgebiete fast als
Paradebeispiel des multifunktionell agierenden Kunstschaffenden der Gegenwart bezeichnen könnte
- Plastik, Produktdesign, Architektur, Neue Medien, alles Bestandteile des künstlerischen
Handlungsraumes - lässt seine Materialien durch sich und aus sich heraus sprechen. Ob das nun
„Konkrete Kunst“, „Minimal Art“, „Pop Art“ oder sonst wie zu nennen ist, ist für Stephan Quenkert
weniger wichtig, als die Frage, ob er durch seine Eingriffe zur besseren Kommunikation beigetragen
hat. Das Sender-Empfänger-Problem wäre somit nur ein Beispiel, an dem Stephan Quenkert
erfolgreich demonstriert, wie sich Polaritäten unter Energiegabe zu Synthesen neuer Wirklichkeiten
entwickeln.
Auszug aus einem Artikel in der Kunstzeitschrift „Junge_Kunst“ Nr.80

...Er greift konkrete, uns bekannte Gegenstände auf, deren gewohnte Wahrnehmung im Alltag auf
ihre Funktion reduziert ist und deren Individuelle, gestaltete Existenz nicht mehr wahrgenommen
wird. Die Spannung entsteht dabei zwischen den (scheinbar) realen Gegenständen und der
„Kunstrealität“, beschrieb Stefanje Weinmayr (Skulpturenmuseum im Hofberg, Landshut) anlässlich
einer Eröffnungsrede 2004 Quenkerts Kunst.
Genau diese Trennung von Gegenstand einerseits und Kunst andererseits hebt er auf und verweist
durch das Sehen und Begreifen seiner Kunstwerke auf das untrennbare und einander
beeinflussende Verhältnis beider.
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